Meuterei auf der Bagheera

Wer denkt, die Piraterie sei auf dem Mittelmeer längst ausgestorben, irrt sich gewaltig. Mit dem Ziel ein schönes Boot zu kapern machen mein Bruder Yannik, mein Freund Nico und ich, Louisa, uns auf die Reise nach Zakynthos. Ein kurzer Rundgang durch den Hafen und wir kommen zum einstimmigen Ergebnis: Die Bagheera soll es sein. Um uns möglichst unauffällig einzuschleusen, heuern wir erst einmal als Crew an. Dass der Kapitän auch Yanniks und mein Papa ist, erleichtert den Vorgang natürlich sehr.

Tag 1: Hut über Bord

Nach einem schönen ersten Abend in Zakynthos geht es am nächsten Morgen direkt los. Wir setzen Kurs auf Pera Pigadi, einen Strand im Südosten Ithacas, und bekommen auf der ersten Fahrt schon das volle Programm. Eine Schule Delfine begleitet uns ein Stück und nach der Sicherheitseinweisung durch den Kapitän können wir uns direkt ein wenig mit dem Schiff vertraut machen und Rettungsmanöver üben. Nicos Hut geht nämlich über Bord. Wir konnten ihn glücklicherweise aus den Fluten retten, aber zu seiner ursprünglichen Form hat er seitdem nicht mehr zurückgefunden. In der Bucht angekommen testen wir das 26°C warme Wasser, nur der Anker will irgendwie nicht halten also nehmen wir das zum Anlass, noch einmal weiterzufahren und kommen pünktlich zum Abendessen in Kalamos an. Hier gibt es eine Taverne direkt am Strand, die man mit dem Dinghy über einen sehr wackeligen Steg erreichen kann. Zwei betrunkene Griechen, die nicht weniger wackelig auf den Beinen sind, helfen uns gastfreundlich an Land.

Wackeliger Steg und unsere zu erbeutende Prise im Sonnenuntergang

Tag 2: Heiß wie die Hölle

Eigentlich wollen Yannik, Nico und ich uns am zweiten Tag weiter auf die Meuterei vorbereiten, aber es ist so heiß, dass wir unsere Pläne verschieben müssen. Außer zu schwimmen und sich regelmäßig zu wenden, um wenigstens gleichmäßig zu verbrennen, ist keine weitere Aktivität möglich und dementsprechend wenig gibt es auch zu berichten. Nur Yannik wagt sich alleine in die sengende Hitze und besteigt den Berg der Insel. Nach dem Versenden mehrerer Sprachnachrichten und Bilder bei Whatsapp und einem abschließenden Telefonat gelingt es uns auch, ihn mit einem Fernglas oben auf der Insel zu entdecken – das Erfolgserlebnis des Tages.

Buch mit Aussicht aufs Paradies

Tag 3: Die Mönchsrobbeninsel

Wir haben aus dem Vortag gelernt und machen uns bereits vor dem Frühstück und der richtigen Hitze auf den Weg zur „Mönchsrobbeninsel“. Hier hat der Kapitän bereits auf einer vorherigen Tour eins der vom Aussterben bedrohten Tiere gesehen und auch an diesem Tag haben wir Glück. Conny und ich sehen eine Robbe, der Kapitän mutmaßlich zwei oder drei, es gibt zumindest keinen Gegenbeweis. Nach einem kurzen Aufenthalt schippern wir weiter nach Meganesi, dort gibt es eine Strandbar mit Kajaks und Stand Up Paddle Boards, die Yannik, Nico und ich sofort nutzen, um unsere Manövrierfähigkeit in Vorbereitung auf die Meuterei schon einmal weiter auszubauen – der Kapitän und Conny sind weiterhin arg- und ahnungslos. Nach unserem „Training“ lassen wir den Tag dann in Sybota ausklingen und stocken unseren Obst- und Buchvorrat an Bord noch einmal auf.

Die Vorbereitungen auf die Meuterei laufen auf Hochtouren

Tag 4: Eine Seefahrt die ist lustig…

Am vierten Tag unserer Reise scheint der Kapitän skeptisch geworden zu sein. Unter einem Vorwand machen wir uns auf den Weg nach Fiskardo, aber der eigentliche Zweck der Reise wird mir schnell klar. Der Weg ist weit und wellig und so dauert es nicht lange, bis ich mit Seekrankheit geschlagen außer Gefecht gesetzt werde – ein kluger Schachzug! Scheinbar sehe ich aber so elend aus, dass sogar der Kapitän Mitleid bekommt und wir unseren Weg nach Fiskardo nicht wie eigentlich geplant weiter fortsetzen, sondern uns mit “FroYo” (Frozen Yoghurt) stärken und hinterher nach ein wenig Tüftelei das erste Spiel der WM an Bord empfangen. Auch ein Pirat muss wissen, was in der Welt so vor sich geht. Außerdem gibt es in Fiskardo genug zu beobachten, vornehmlich hässliche Motoryachten, und einiges an Spannung. Nachdem ein Schiffsnachbar nach mehreren missglückten Ankerversuchen und minimalem Abstand zu uns aufgibt, ist der nächste mutiger und sorgt dafür, dass der Kapitän ab 03:30 Uhr trotz Gewitter Ankerwache halten muss. Wir überlegen uns das mit der Meuterei vielleicht doch noch einmal, auf ein Schiff aufzupassen ist in der Praxis deutlich anstrengender, als wir es uns vorgestellt hatten.

Tag 5: Hast du noch nie einen Mondfisch gesehen?

Am fünften Tag ist das erste Mal Regen und Lange-Hose-Wetter angesagt. Als wir uns von Fiskardo aus auf den Weg machen, beuge ich mit einer Vitamin C Tablette direkt der Seekrankheit vor, so einfach lasse ich mich nicht noch einmal überrumpeln. Die Reise zu unserem nächsten Ankerplatz, Sami auf Kefalonia, überstehe ich dementsprechend gut. Der Ort an sich ist nicht besonders schön und wir beenden unsere Besichtigung mit einer abenteuerlichen Dinghy-Fahrt im Regen, an Bord der Bagheera ist es sowieso viel aufregender. Im Schutze des Regens traut sich nämlich auch ein Mondfisch aus seinem Versteck, wie der Kapitän sachkundig feststellt. Nach einer näheren Inspektion stellt sich heraus, dass es leider nur ein Kissen ist, das ein anderes Schiff auf seinem Weg verloren haben muss. Einen Mondfisch zu sehen wäre zwar schön gewesen, aber ein neuer Kissenbezug für die Bagheera ist auch nicht zu verachten, immerhin soll es dort weiter gemütlich sein, wenn wir das Schiff erst einmal in unserer Hand haben.

Tag 6: Hoch hinaus

Am vorletzten Tag unserer Reise machen wir uns schon früh auf den Rückweg nach Zakynthos, doch wir sind zu träge, um die letzte Gelegenheit auf eine Meuterei zu nutzen. Der Kapitän scheint aber weiterhin besorgt und überredet Yannik und mich zu einer Bergbesteigung, leichtgläubig wie wir sind stimmen wir zu. Auf dem Hin- und Rückweg gelingt es ihm mehrfach, uns in die Irre zu führen. Mit den Worten: „Das Sackgassen-Schild gilt bestimmt nur für Autos“ bringt er uns dazu, einen Umweg von mindestens 10 Minuten zu machen, obwohl wir schon am Ende unserer Kräfte und wegen des nahenden Beginns eines WM-Spiels unter Zeitdruck sind. Spätestens nach der Besteigung haben uns alle Kräfte verlassen und an eine Meuterei ist nicht mehr zu denken, immerhin scheint der Kapitän genau so angeschlagen zu sein wie wir. Einzig der Ausblick von oben entlohnt uns für den schweißtreibenden Aufstieg.

Kapitän und Crew noch fröhlich vor dem eigentlichen Aufstieg…

Tag 7: Abschied nehmen

Der letzte Tag ist viel zu schnell gekommen und die Bagheera immer noch in der Hand des Kapitäns. Wir fügen uns in unser Schicksal und versuchen, den letzten Tag trotzdem zu genießen. In Zakynthos finden wir ein Restaurant, das mit Burger wirklich Burger meint (und keine belegte Frikadelle) und genießen ein letztes Mal den Ausblick auf das atemberaubend blaue Wasser. In Ermangelung eines eigenen oder gekaperten Schiffs müssen wir dann leider doch das Flugzeug zurück in die Heimat nehmen, das nächste Mal sind wir bestimmt besser vorbereitet!

Danke für die tolle Woche an Papa und Conny, es war uns eine innere Kaperfahrt!!!

2 Gedanken zu „Meuterei auf der Bagheera“

    1. Hey – schön das ihr uns vermisst 🙂
      Alles gut hier, ‘den alten Track’ muss ich wohl mal deaktiveren, Tracker liegt in Laboe im Schrank.

      Ich schreib gleich mal paar Zeilen im Blog …

      LG

      Carsten

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